Der Weihnachtsbaum
Es begab sich ungefähr zu jener Zeit im Jahre 1975 als ein Gebot ausging von
einer Mutter und Erziehungsberechtigten in Weissenohe das ein Weihnachtsbaum zu
besorgen wäre. Und so machte sich der holde Jüngling mit dem Namen Roland auf
und zog von tannen um das Gebot zu erfüllen und einen Baum zu besorgen, viel
schöner als der im letzten Jahr.
Und
so zog er des Morgens hinaus in die Kälte und begab sich in die kleine Ortschaft
Lilling so wie es ihm von seiner Mutter aufgetragen war. Als er langsamen
Schrittes gedankenfrei dahinzog und die Kälte seinem Körper in Besitz nahm, kam
er wie durch ein Wunder und rein zufällig an einer Herberge vorbei. Er war sehr
erschöpft und es dürstete ihn sehr. So ging er hinein in die Herberge und wart
vom Wirt willkommen. Und siehe da, es befanden sich darinnen schon viele muntere
und wackere Gesellen die genau wie er sehr durstig waren Er ließ seinen von Wind
und Wetter gepeinigten Körper auf einer Bank nieder sinken und es wurden ihm
Speis und sehr viel Trank gereicht.
Er kostete von Speis und von Trank und er ward froh über die große
Gastfreundschaft die ihm zuteil wurde. Er blieb lange sitzen und er beteiligte
sich an den Philosophischen Gesprächen die alle Probleme der Weltgeschichte zum
Thema hatten. Doch plötzlich sprach eine Stimme zu ihm. „ So höre edler Jüngling
„gehe sofort hinaus in den Wald und gedenke deines Auftrages. Bringe einen Baum
nachhause so wie es dir aufgetragen wurde. Gehe jetzt hinaus und zaudere nicht
denn dein Weg ist noch weit. Und so stand der Jüngling Roland langsam auf, nahm
noch einen kräftigen Schluck Bier zu sich und zog gemeinsam mit einem Bauern
hinaus in den dunklen Wald. Der Bauer war allem Volk mit dem Namen
Kesselschorsch wohl bekannt.
Dort angekommen erblickten sie einen großen Tannenbaum. Gar mächtig waren die
Äste und sein Stamm war dick. Der Baum war über sechs Meter groß und voller
Schönheit und Ästhetik. Und so sprach der Jüngling im damals noch lockigen
Haar.“ Sie her lieber Kesselschorsch und Herr des Waldes, diesen Baum werd ich
wohl nehmen denn sein Anblick erfreut mich sehr“. Die Größe des ausgesuchten
Baumes erstaunte den Kesselschorsch sehr, doch der Jüngling nannte den Baum sein
eigen und so wurde der mächtige Baum mit Freude und Bier im Herzen abgesägt.
Doch plötzlich glaubte der Jüngling erneut eine Stimme vernommen zu haben. Es
war die Stimme die tief in ihm selbst wohnte die zu ihm sprach. „Gehe sofort
wieder zurück in die Schänke und kauf dir einen Maß. Wenn du dich dort gestärkt
und genügend philosophiert hast wirst du diesen Baum den langen Weg heimwärts
tragen können!
Der Jüngling tat wie im geheißen wurde, ging erneut in die Herberge und labte
sich mit viel Speis und noch mehr Trank. Als er lange dort gesessen hatte und
der eiskalte Nachtwind schon um die Fenster strich da hörte er erneut eine
Stimme die zu ihm sprach. „Erhebe dich schnell und gehe von dannen du holder
Jüngling, dein Weg ist weit und der Schnee ist tief. Gehe heimwärts zu den
deinigen und bringe ihnen die Frohe Botschaft dass es dir gelungen war einen
Baum zu besorgen, viel schöner als im letzten Jahr. Und so stand der Jüngling
Roland mit schweren Beinen auf, verabschiedete sich, nahm den Baum und ging mit
langsamen Schritten heimwärts. Er ging in sehr langsamen und schweren Schritten
dahin, nicht weil er so langsam gehen wollte, sondern weil er es wegen des
Baumes und den schweren Beinen musste.
Und so schleppte er seinen Körper und den schweren Baum dahin und die Last des
Baumes drückte den Jüngling sehr, er strauchelte unter der Last des Baumes und
er viel der Länge nach hin. Doch sein wackerer Geist gab nicht auf und er legte
erneut eine kurze Strecke zurück. Doch plötzlich sprach erneut die Stimme aus
der Dunkelheit zu ihm.“ So höre edler Recke und Kämpe, gib alles was du zu geben
vermagst und kämpfe mit der Kraft die dir deine Jugend verliehen hat. Und so zog
der Jüngling den Baum von Lilling bis Weissenohe hinter sich her und die schönen
Tannennadeln wurden auf der einen Seite vollkommen vom Schnee und Eis
abgeschliffen. Er strauchelte und stürzte mehrmals nieder und er war sehr
verzagt ob des großen Weges und des vielen Bier und des vielen Kirschgeistes den
er in der Herberge zu sich genommen hatte.
Doch die Verzagtheit verwandelte sich bald in große Freude als er die Lichter
der Ortschaft Weissenohe von weiten sah. Er strauchelte das letzte Mal kurz vor
der Haustür unter der Last des Baumes und des Kirschgeistes, dann erklomm er die
Treppe und er wollte den Baum im Flur des Hauses ablegen denn das Geäst war
mächtig und der Stamm war dick. Das Wohnzimmer war aber aufgrund der
architektonischen Planung gar nicht in der Lage den Baum aufzunehmen, weder in
der Höhe, noch in der breite und ebenfalls nicht diagonal. Doch plötzlich und
ganz und gar unerwartet vernahm er erneut eine Stimme die zu ihm sprach. Diese
Stimme aber sprach im sehr gestrengen und harten Ton zu ihm und er fürchtete
sich sehr. Der Jüngling kannte diese Stimme aus der Vergangenheit, hat sie doch
schon des Öfteren eindringlich und laut zu ihm gesprochen hatte. Die Stimme
gehörte zu seiner Mutter und sie sprach im lauten und sehr bekannten Tonfall zu
ihm. „Warst du wieder beim saufen? wieso kommst du jetzt erst und was ist das
für ein großer Baum? Der Jüngling antwortete. Das ist ein Weihnachtsbaum, ich
habe ihn vom Kesselschorsch besorgt so wie es mir aufgetraget war, Gehe nun hin
edle Mutter und schmücke den Baum mit süßen Naschwerk und edlen Kugeln. Die
mächtigsten und schönsten Äste aber sollen im Glanz von vielen kleinen Flaschen,
gefüllt mit Branntwein das Herz und den Raum erstrahlen.
Die Stimme der Mutter erwiderte ihm, “ Die einzige Kugel die ich hier sehe ist
eine Rauschkugel und die bist du! Gehe nun sofort in dein Bett und schlafe
deinen Rausch aus denn so hell auch der Raum zu leuchten vermag, du siehst heute
überhaupt nichts mehr. !! Und so tat der Jüngling ihr den gefallen, strauchelte
ein letztes Mal, dieses mal ohne Baum, dann ging er in sein Gemach und legte
sich auf die Ruhestatt nieder.
Er schlummerte langsam ein und wurde von süßen Träumen geleitet. War es ihm doch
gelungen einen großen Weihnachtsbaum zu besorgen.
Als es dem nächsten Morgen graute und der Jüngling sich von seiner Ruhestatt
erhob da ward ihm so als ob ihn jemand übel mitgespielt habe. So war er doch
sehr leidend und und das Zipperlein plagte ihn gar sehr. Aber trotz seines
Leidens erhob er sich und ging mit sehr langsamen und vorsichtigen Schritten
hinab in den Hof um nach seinen Baum zu sehen. Der Baum lag noch genau an
derselben Stelle und das Geäst war immer noch mächtig und der Stamm war immer
noch dick, genau so wie wie am gestrigen Tag.
Doch das Genie in ihm lies ihm keine Ruhe und es peinigte ihm sehr. Er holte
sich aus der Werkstatt eine Säge und zersägte den Baum in drei Teile. Er sagte
zu seiner Mutter. Siehe her zu mir und erkenne was ich mit dem Baum zu tun
vermag. Die Spitze des Baumes wird in einen Quirl verwandelt und soll unsere
bescheidene Suppe verrühren. Das mittlere Stück soll als Christbaum unsere
Herzen erwärmen. Der Christbaum soll mit der nadelfreien Seite in das Eck hinein
gestellt werden. Das mächtigste Stück aber war das dritte Stück. Dieses Stück
soll als Holzscheit enden und die bescheidene Hütte erwärmen. So wollte es der
Jüngling und er war froh über die Inspirationen die vom Himmel herunter über ihn
ausgeschüttet wurden. Doch seine Mutter vermochte das Genie in ihm gar nicht
erkennen, sie redete in einer Sprache die der Jüngling in seinen Zustand nicht
so richtige verstehen konnte, war er doch noch sehr leidend ob der großen
Anstrengung des gestrigen Tages
Trotz seines Leidens war der der Jüngling doch sehr froh und stolz über seine
große Leistung und er erkannte dass einst seine Kinder und Kindeskinder von
seinem Genie und den größten Christbaum der Familien Geschichte erzählen und
berichten werden. Und wenn sie nicht aufgehört haben zu erzählen und berichten
so berichten und erzählen sie noch heute, Oder aber, sie legen den Mantel des
Schweigens darüber.