Mein Seelenheil
Mein Seelenheil ist in Gefahr
Weil ich lange nicht zur Beichte war
Ich fürchte große Höllenqualen
ich kann den Ablass nicht bezahlen
Der Ablass hoch, das Konto unten
Ich habe nicht mehr viele Stunden
darum laufe ich im schnellen Schritte
zum Beichtstuhl durch die Kirchenmitte
Der Beichtstuhl knarrt im Fundament
Denn keine Sünde ist ihm fremd
Kein Laster ist ihm unbekannt
Von Flensburg bis ins Morgenland
Ich öffne schnell die Beichtstuhl Türe
es quitschen laut die Tür Scharniere
ich bleibe tief erschrocken stehen
ein anderer Sünder sitzt noch drin.
Nach gefühlten drei vier Stunden
hab ich den Schrecken überwunden
Es geht die Tür vom Beichtstuhl auf
der andere Sünder kommt jetzt raus
Man sieht, er war ein guter Beichter
und fühlt sich jetzt ganz sicher leichter.
Vorsichtig geh ich hinein
denn es könnt noch einer drinnen sein
Jetzt strenge ich mich richtig an
und beichte meinem Kirchenmann
ich bin fast immer brav gewesen
nur die andern warn die bösen
Ich erzähle nun mit aller Kraft
Von allen Sünden Niedertracht
Von meinen Wirtshaus Kameraden
Die mich schon mal beschissen haben
Ich erzähl wer alles säuft
Und hernach zu fremden Weibern läuft
Ich erzähle was ich weiß
Und das der Hans das Amt bescheißt
Und der Nachbar holt direkt aus Polen
Zigaretten ohne Zoll Banderolen
Auch mit Schnaps ist er gut eingedeckt
Er war im Kofferraum versteckt.
Ich erzähl dem Pfarrer unbefangen
Meine Nachbarin sei fremd gegangen
Vom ihren Seitensprung mit mir
Und vom schwarz gebrauten Bier.
Die Zeit verrinnt, der Pfarrer hört
Denn ich rede völlig unbeschwert
Jetzt kommt alles auf den Tisch
Denn die meisten Sünden sind noch frisch
So langsam komme ich zum ende
Der Pfarrer ringt vergnügt die Hände
Es scheint als freut er sich daran
Weil ich so gut beichten kann.
Meine Seele steht jetzt mit Vergnügen
Dem Gottesurteil zur Verfügung
Ich fühle mich sauber und gereinigt
Weil mich die Sünde nicht mehr peinigt
Nur der Pfarrer hat mir aufgetragen
Zehn Vater unser aufzusagen
Auch die Maria sei gegrüßt
Und alle Sünden sind verbüßt
Jetzt ist wieder Platz für neue
Erst das Vergnügen dann die Reue
Denn nur ein Mensch der Sünden liebt
Der weiß auch wie man sie vergibt.
© zweideutig.de
April 2011