Der Poolkönig

Wer schreitet so früh durch Wind und Nacht?
Es ist ein deutscher Tourist er ist eben erwacht
Er hält ein Handtuch wohl in der Hand,
Weiß blau gestreift, genau wie sein Gewand.

Mein Gatte, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst du Vater, den Poolkönig nicht?
Er schreitet zum besten Platz an den Pool? -
Und belegt mit Handtuch den Schirm und den Stuhl

"Du liebes Kind, komm, geh gleich mit mir!
Zusammen sind wir viel stärker als er
Erreichen wir dann als erster die Liege,
Besetzen wir sofort und der König kriegt Hiebe."

Mein Vater, mein Vater, du musst es jetzt wissen,
Der Poolkönig hat mir gestern mein Handtuch entrissen
Er wollte mich sogar kräftig verhauen
Dabei wollte ich doch nur seine Töchter beschauen.

Sei jetzt still und bleibe ruhig, mein Kind;
durch Handtuch und Sonnenschirm säuselt der Wind.
Wolken aus Chlor um schweben den Pool
Umschmeicheln den Körper das Handtuch und Stuhl

"Willst, feiner Knabe, jetzt mit mir gehn?
Um des Poolkönigs Töchter beim baden zu sehen?
Liebreizend schreiten sie am Becken etlang
sie sind in der Tat ein sehr schönes Gespann

Mein Vater, mein Vater, siehst du Sie dort
Poolkönigs Töchter am lüsternen Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich sehe sie genau:
Zum Glück ist nicht da meine eigene Frau.

"Ich will Sie sofort, diese schönen Gestalten;
Vielleicht sind sie willig willig, dann werd ich behalten"
Mein Vater, mein Vater, du musst es begreifen!
der König will mir schon wieder mein Handtuch entreißen!

Dem Vater grauset's, er denkt nach mit dem Hirn,
Er hält in den Armen das Tuch und den Schirm
Erreicht den Pool mit Mühe zuletzt;
das Tuch in den Armen, der Platz war besetzt.

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Juni 2012